Brasilien hat sich verpflichtet, bis 2050 emissionsneutral zu werden, und unterstützt mit diesem überaus ehrgeizigen Umweltziel die weltweiten Bemühungen um CO2-Reduktion. Einen wesentlichen Beitrag zur angestrebten Kohlenstoffneutralität leistet dabei die Energiewirtschaft des Landes.
Neben dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen treibt das ressourcenreiche Brasilien die Entwicklung und den Einsatz erneuerbarer Energien voran. Und ist dabei auf einem guten Weg: Bei der installierten Leistung für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien liegt Brasilien im internationalen Vergleich derzeit an dritter Stelle (siehe Abbildung 1).
Mehr als 85 %
der Elektrizität werden bereits aus erneuerbaren Quellen gewonnen,
davon rund 65 %
aus Wasserkraft,
Etwa 9 % stammen aus Windkraft und rund 8 % aus Biomasse (einschließlich Grünstrom aus Zuckerrohrbagasse).
Zuckerrohr als vielversprechende nachhaltige Energiequelle
Während derzeit Wasserkraft brasilienweit den größten Teil der erneuerbaren Energien liefert, gilt Zuckerrohr seit Langem als vielversprechende regenerative Energiequelle und könnte das Land zum weltweiten Spitzenreiter bei der installierten Leistung für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen machen. Die Chancen stehen besser als je zuvor, dass Brasilien nicht nur sein Ziel der Emissionsneutralität bis 2050 erreichen kann, sondern dass das Land durch den Einsatz von innovativen Technologien in seinem auf Zucker basierenden Energiesystem auch weltweit eine führende Rolle in der Produktion, im Export und in der Nutzung von regenerativen Kraftstoffen auf Zuckerbasis übernimmt.
Brasilien ist seit jeher der größte Zuckerrohrproduzent und -exporteur der Welt:
mehr als 29 Millionen Tonnen
Zuckerrohr produziert
2019/2020 Allein in der Erntesaison
(siehe Abbildung 2)
Damit kann die brasilianische Zuckerrohrindustrie täglich bis zu 57,6 Millionen Kubikmeter erneuerbares Biogas produzieren. „Erneuerbar“ deshalb, weil Zuckerrohr eine perennierende Pflanze ist, die jedes Jahr nachwächst. Zudem fallen bei der Zuckerrohrverarbeitung laufend Abfälle an, die in Biogas umgewandelt werden können. Neue Technologien zur Biogaserzeugung aus Rückständen wie Melasse und Filterkuchen in Verbindung mit innovativer Gasmotorentechnologie ermöglichen Brasilien die Erzeugung von sauberem und nachhaltigem Strom im Gigawattbereich. Da Biogas ein lagerfähiger Brennstoff ist, der komprimiert oder verflüssigt werden kann, bietet er auch logistische Vorteile. Interessant ist die einfache Transportfähigkeit insbesondere für Industriekunden, die dadurch schnell und effizient versorgt werden können – ohne neue Gaspipelines und die damit verbundenen großen Investitionen und langen Bauzeiten.
Dezentralisierung als strategischer Vorteil
Denn diese Technologie übernimmt eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung der Stromnetze: Aufgrund ihrer Schnellstartfähigkeit bieten biogasbetriebene Jenbacher Gasmotoren eine hervorragende Lösung, um Schwankungen in der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auszugleichen bzw. zu überbrücken. Darin liegt eine der größten Stärken der Stromerzeugung mit Biogas.
Das brasilianische Zuckerenergiesystem verfügt über das weltweit größte Potenzial für die Biogaserzeugung. Es schließt alle verfügbaren organischen Reststoffe mit ein, insbesondere Zuckerrohr, die derzeit noch nicht zur Energieerzeugung genutzt werden.