Die jahrzehntelange Förderung von Kohle und Erdöl hat den Klimawandel zu einem aktuellen Thema gemacht, und die Vereinigten Staaten sind bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen.
Am Earth Day 2021 gaben die Vereinigten Staaten neue Ziele zur Reduktion der Netto-Treibhausgasemissionen in der gesamten Wirtschaft bis 2030
um 50-52%
gegenüber
2005 bekannt. Damit sollen die amerikanischen Arbeitnehmer:innen und die Energiebranche für die Bewältigung des Klimawandels in Stellung gebracht werden.
Die Richtlinie, die während des Klimagipfels der Staats- und Regierungschefs verabschiedet wurde, soll zudem Millionen von wettbewerbsfähigen gewerkschaftlich organisierten Arbeitsplätzen schaffen, die wirtschaftliche Vitalität sichern, den Umweltschutz fördern sowie die Gesundheit und Sicherheit von Gemeinden in ganz Amerika verbessern.
Die neuen Ziele der USA signalisieren einen beschleunigten Wandel und unterstreichen das Bestreben von Regierungen in aller Welt, Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Außerdem bekräftigen sie die zunehmende Forderung an den öffentlichen und privaten Sektor, ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu verbessern und ihre Emissionen innerhalb eines kürzeren Zeitraums zu reduzieren.
Eine Geschichte des Wandels
Während des gesamten 20. Jahrhunderts dominierte Kohle den Energiemix der USA. Die Zahlen der US-Energiebehörde EIA (Energy Information Administration) zeigen, dass der Verbrauch im Jahr 2007 seinen Höhepunkt erreichte und danach rapide zurückging. Ein Jahrzehnt später war der Kohleverbrauch:
um sagenhafte 36%
gesunken, da die USA vermehrt auf Erdöl und Erdgas umgestiegen waren.
Der plötzliche Boom in der Erdgasproduktion, der vor allem auf die wirtschaftliche Förderung in schieferreichen Gebieten wie dem Permian-Becken zurückzuführen ist, der auch als Schieferrevolution bezeichnet wird, veränderte die Energiebranche der USA von Grund auf. Das Land wurde schnell zum weltweit größten Erdgasproduzenten und zu einem der wichtigsten Exporteure von Erdgas über Pipelines nach Mexiko und Kanada. Fortschritte in der Flüssigerdgas-Industrie (LNG) ermöglichten es den USA, auch in weiter entfernte Länder zu exportieren, insbesondere nach Südkorea und Japan. Einem McKinsey-Bericht mit dem Titel The Future of Natural Gas in North America zufolge werden die USA voraussichtlich bis 2023 die Liste der wichtigsten LNG-Exportregionen der Welt anführen.
Branchenexpert:innen sind sich einig, dass die Verdrängung von Kohle durch Erdgas im Energiemix eine Reihe von positiven Veränderungen für das Land mit sich gebracht hat. Die größeren Vorräte und niedrigeren Preise von Erdgas haben die Abhängigkeit des Landes von Erdölimporten verringert, sodass die gesamten Brennstoffexporte nun die Importe überwiegen. Dies hat in den USA zu einer noch nie dagewesenen Energieunabhängigkeit geführt.
LNG-Exporte steigen rasant an
Auch für die Umwelt ergeben sich erhebliche Vorteile. Der Internationalen Energieagentur (International Energy Agency, IEA) zufolge „ist Erdgas eine der wichtigsten Säulen der globalen Energieversorgung. Wo es umweltschädlichere Brennstoffe ersetzt, verbessert es die Luftqualität und begrenzt den CO2-Ausstoß.“
Erdgas setzt bis
zu 60 % weniger
CO2 frei als Kohle, und seit 2010 konnten durch die Umstellung von Kohle auf Erdgas
rund 500 Millionen
Tonnen
dieses Treibhausgases eingespart werden
Die Verfahren zur Förderung von schwer zugänglichem Schiefergas haben einiges an Kritik hervorgerufen, obwohl das Hydraulic Fracturing (oder kurz Fracking) die Gasproduktion des Landes erheblich gesteigert hat.
Die USA werden weiterhin auf Erdgas angewiesen sein
Die neue Vision der US-Regierung für saubere Energie sieht einen auf erneuerbare Energien ausgerichteten Sektor vor, der von Investitionen in Solar- und Windparks getragen wird. Der Plan ist ehrgeizig, geht aber nicht auf die Rolle ein, die Erdgas in einer nachhaltigeren Zukunft spielen wird. Als wirtschaftlicher, stabiler und zuverlässiger Energieträger ist Erdgas unverzichtbar geworden, während erneuerbare Energien erst effektiv und ökonomisch erschlossen werden müssen.
Erneuerbare Energien sind von Natur aus volatil, und die Produktion kommt zum Erliegen, wenn die Sonne nicht mehr scheint und der Wind nicht mehr weht (abgesehen von ein paar Stunden Batteriespeicherung). Ein Beispiel dafür ist Kalifornien, das beim Verbrauch erneuerbarer Energien eine führende Rolle einnimmt. Dieses Vertrauen in erneuerbare Energien geht Hand in Hand mit einer geringeren Abhängigkeit von Erdgas. Im Jahr 2018 wurden schätzungsweise 34 % des Stroms im Bundesstaat aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Allerdings gab es in Kalifornien im vergangenen August zahlreiche Stromausfälle.
In einer Zeit außergewöhnlicher Wetterextreme hat sich dies für Tausende von Haushalten als noch größere Herausforderung erwiesen, da sie aufgrund schwerer Stürme, unerwarteter Kälteeinbrüche oder rekordverdächtiger Hitzewellen und Waldbrände wiederholt ohne Strom dastanden. Zu einem gewissen Teil könnten Windkraftanlagen mitverantwortlich für die Folgen des unerwartet strengen Winters in Texas sein, der die Stromversorgung im ganzen Bundesstaat lahmlegte. Obwohl knapp die Hälfte der texanischen Windenergiekapazität, die für 20 % der Stromversorgung des Bundesstaates aufkommt, auf dem Höhepunkt der Kältewelle ausfiel, ging insgesamt doppelt so viel aus anderen Quellen verloren.
Zusammengenommen zeigen die jüngsten Ereignisse von Texas bis Kalifornien und von Oregon bis Washington ein Muster der Abhängigkeit von erneuerbaren Energien auf und unterstreichen die Notwendigkeit, einen gewissen Anteil an Erdgas zur Stabilisierung des Netzes beizubehalten.
Die Lösungen zur Nutzung erneuerbarer Energien sind ausgereift
und die Investitionen in diesem Bereich nehmen zu. Dennoch sind viele Expert:innen der Meinung, dass Erdgas auf absehbare Zeit den Weg zu erneuerbaren Energien ebnen wird. Gleichzeitig steigt durch die zunehmende Verbreitung erneuerbarer Energien der Bedarf an dezentralen Energielösungen, um eine planbare und bezahlbare Wärme- und Stromversorgung verantwortungsvoll sicherstellen zu können.
Die Prognosen zeigen tatsächlich ein anhaltendes Wachstum bei Erdgas. Während die USA ihre Bemühungen um saubere Energie verstärken, wird das Land weiterhin ein integraler Bestandteil der Erdgasmärkte und eine wichtige Quelle für die weltweite Versorgung sein.
Die EIA geht von einem Anstieg des Erdgasverbrauchs
von 34 Tcf im Jahr 2020 auf 43 Tcf im Jahr 2050 aus.
Eine sauberere Zukunft
Größeres Augenmerk wird jedoch auf der Verringerung des CO2 Fußabdrucks der Öl- und Gasindustrie liegen, um der Nation zu helfen, ihre Emissionsreduktionsziele zu erreichen. INNIO Jenbacher arbeitet seinerseits an vielen Fronten, um die diesbezüglichen Bemühungen der Industrie zu beschleunigen. So möchte INNIO Jenbacher zum Beispiel dazu beitragen, das routinemäßige Abfackeln von Erdölbegleitgas zu reduzieren.
Emissionen von flüchtigem Methan waren ein weiteres Problem, das zur Gründung der ONE Future Coalition führte – einem Zusammenschluss von 40 der größten Erdgasunternehmen in den USA, die sich gemeinsam dazu verpflichtet haben, die:
Methanemissionen bis 2025
auf 1 %
auf 1 % (oder weniger) zu reduzieren
Im Jahr 2019
verzeichnete ONE Future eine
Methanintensität von 0.334%
und übertraf damit das ursprüngliche Ziel um 67 %.
Darüber hinaus wird erneuerbares Gas (oder Biogas), das auf Mülldeponien, in der Viehzucht und bei der Abwasserbehandlung gesammelt wird, in Form von komprimiertem Gas oder LNG zunehmend als Brennstoff eingesetzt werden.
Es gibt auch relativ einfache Investitionen, die sich sofort in reduzierten Emissionen niederschlagen. Dies gilt insbesondere für die Modernisierung alter Anlagen. Saubere Energietechnologien wie Lösungen zur Abscheidung, Nutzung und Einlagerung von CO2 (Carbon Capture, Utilization and Storage, CCUS) werden eine bedeutende Rolle spielen. CCUS wird auch bei der Herstellung von blauem Wasserstoff eingesetzt, bei der Erdgas in Wasserstoff und CO2 gespaltet wird. Da die Treibhausgase abgeschieden und eingelagert werden, anstatt sie in die Erdatmosphäre freizusetzen, ist die Umweltbelastung dabei gering.
Es ist klar, dass der Energiebedarf steigt – ebenso wie die Forderung nach saubereren Energiequellen. Mit dem zunehmenden Einsatz nachhaltigerer Technologien und den anhaltenden Erfolgen von Verbänden wie ONE Future, Project Canary, American Natural Gas und Southern Gas Association wird Erdgas beide Seiten zufriedenstellen.